Prof. Dr. Elke Völmicke
Geschäftsführerin Bildung & Begabung, Bonn
MINDSET BEGABUNG – DAS GEHEIMNIS GUTER SCHULEN
Prof. Andreas Schleicher
Direktor für Bildung und Kompetenzen und Berater für Bildungsfragen des Generalsekretärs bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Paris
Ist Bildungserfolg eine Frage der Begabung? Nein, sagt Andreas Schleicher und nennt ein Beispiel aus den PISA-Umfragen: In Deutschland führen Schülerinnen und Schüler Leistungserfolg eher auf Begabung zurück. In Singapur hingegen sind junge Menschen mehrheitlich davon überzeugt, dass die eigene Anstrengung dafür ausschlaggebend ist. In seiner Keynote erläutert Andreas Schleicher, welchen Einfluss die Bildungssysteme auf die Haltung der Schüler zu Schule und Lernerfolg haben, warum eine „Mentalität des Wachstums“ wichtig ist und was Deutschland von anderen Ländern lernen kann. Dabei geht es Andreas Schleicher nicht um vorgefertigte Lösungen aus anderen Schulen oder Ländern. Vielmehr interessiert ihn, was unter welchen Bedingungen funktioniert. Deswegen hält er die ernsthafte und unvoreingenommene Auseinandersetzung mit empfehlenswerten Praktiken aus dem In- und Ausland für so wertvoll.
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VORTRAG 1
WENN SCHÜLER GERNE LERNEN: WAS WIR VON ANDEREN LERNKULTUREN ÜBERNEHMEN KÖNNEN
Prof. Dr. Anne Sliwka
Professorin für Bildungswissenschaft an der Universität Heidelberg
Wie kann Unterricht so gestaltet werden, dass Jugendliche eigenverantwortlich, engagiert und motiviert lernen? Diese Frage stellt sich nicht nur hierzulande. Andere Länder pflegen stärker als Deutschland die Haltung des „growth mindset“. Die Idee dahinter: Leistung und – in gewissem Rahmen – Intelligenz können sich entwickeln, wenn Schüler daran glauben, dass sie mit Fleiß und Anstrengung bessere Leistungen erzielen werden. Das setzt voraus, dass sie Verantwortung für ihren Lernprozess übernehmen. Doch wie entwickelt sich die Kompetenz zur Selbstregulation und zum strategischen Nachdenken über das eigene Lernen? Wie sehen wirksame Lernumgebungen aus, die sich positiv auf ein dynamisches Selbstkonzept (growth mindset) und Selbstwirksamkeitserwartungen der Jugendlichen auswirken? Anne Sliwka wirft in ihrem Vortrag den Blick auf den Zusammenhang von Unterrichtsdesign, Mindset und Agency und zeigt, was wir von anderen Lernkulturen übernehmen können.
VORTRAG 2
PRÄSENZ & WIRKUNG: MIT KÖRPERHALTUNG LEHREN UND LERNEN BEEINFLUSSEN
Frank Jäger
Kommunikationstrainer, Coach und Theaterpädagoge, Düsseldorf
Vielen ist nicht bewusst, welche Wirkung sie mit ihrer Körpersprache erzielen. Dabei hängt die Vermittlung von Lerninhalten zu einem erheblichen Teil von nonverbaler Kommunikation ab. Körpersprache wirkt sich auf die Anschaulichkeit des Unterrichts ebenso aus wie auf Aufmerksamkeit und Interesse der Schülerinnen und Schüler. Das Nonverbale beeinflusst maßgeblich die Glaubwürdigkeit des Gesagten und das Verhalten der Lernenden. Die innere Haltung drückt sich auch in der Körperhaltung aus – und dies wird unbewusst wahrgenommen. Der interaktive Vortrag von Frank Jäger beleuchtet in komprimierter Form den Zusammenhang von innerer und äußerer Haltung und die Wirkung der Ausstrahlung vor allem im Bezug Lehren und Lernen.
VORTRAG 3
WAS IST GERECHT? PROFESSIONELLE HALTUNG ALS KOMPASS FÜR LEHRKRÄFTE
Prof. Dr. Birgit Behrensen
Leiterin des Fachgebiets „Soziologie für die Soziale Arbeit“ an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg
Im Unterricht ist die Aufmerksamkeit und Zeit, mit der sich Lehrkräfte einzelnen Schülerinnen und Schüler widmen können, knapp bemessen. In schulischen Lehr- und Lernprozessen stehen Lehrkräfte daher vor der Herausforderung, Zuwendung und Unterstützung der Lernenden gerecht zu verteilen. Mit der aktuellen Situation eines wiederholt unterbrochenen Präsenzunterrichts und eines Ringens um funktionierende Formen des Distanzlernens hat sich diese Herausforderung weiter zugespitzt. Birgit Behrensen erläutert in ihrem Vortrag, wie Gerechtigkeitsorientierungen zu einem Element einer professionellen pädagogischen Haltung und damit zu einem inneren Kompass werden können. Sie zeigt vielschichtige Zusammenhänge auf, die als Ausgangspunkt fundierter und begründeter pädagogischer Entscheidungsprozesse dienen können.
Mehr gelassene Präsenz vor wichtigen Terminen oder vor dem Unterricht: Meditation kann Sie dabei unterstützen. Michael Schwalbach zeigt Ihnen, wie erste Schritte aussehen können, um Ihre äußere Haltung besser wahrzunehmen, eine stärkende Haltung einzunehmen und zu einer gelassenen Konzentration zu kommen. Probieren Sie es aus!
VORTRAG 4
SCHÜLER-LEHRER-BEZIEHUNG UND SCHULERFOLG
Prof. Dr. Olaf Köller
Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Kiel
Mit seinem Buch „Visible Learning“ hat John Hattie 2009 für Schlagzeilen gesorgt. Hatties Botschaft war, dass nicht die Rahmenbedingungen, sondern die Lehrkräfte die entscheidenden Akteure für die schulische Leistungs- und Lernentwicklung von Kindern und Jugendlichen sind. Besonders bedeutsam: das Verhältnis von Schülern und Lehrern. Lehrkräfte, die den Jugendlichen ein aufgabenorientiertes, unterstützendes Feedback geben und die ein emotional warmes und vertrauensvolles Verhältnis zu ihnen haben, bewirken höhere Lernerfolge. Olaf Köller erläutert in seinem Vortrag, warum das Lehrkraft-Schüler-Verhältnis für die Motivation und die Leistung von Schülerinnen und Schüler so bedeutsam ist und worauf es dabei ankommt.
VORTRAG 5
DURCH FEEDBACK LERNMOTIVATION UND LERNERFOLG FÖRDERN
Prof. Dr. Vera Busse
Professorin für Mehrsprachigkeit und Bildung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Gutes Feedback kann Lernerfolg in hohem Maße beeinflussen. Das Geben und Nehmen von Feedback ist jedoch ein komplexes Wechselspiel. Zudem wirkt nicht jedes Feedback gleich motivierend auf die Lernenden. Woran liegt es, wenn Feedback nicht angenommen wird? Es sind zum einen individuelle Unterschiede der Lernenden, die Wahrnehmung und Rezeption von Feedback beeinflussen. Zum anderen spielt die Gestaltung des Feedbacks sowie die Haltung der Lehrkräfte eine Rolle: Bin ich davon überzeugt, dass mein Feedback den Lernenden helfen kann? Wie gehe ich in meiner Klasse mit Fehlern um? Hole ich mir selbst Feedback von Lernenden ein? Vera Busse erläutert in ihrem Vortrag den Zusammenhang von Feedback, Haltung, Motivation und Lernerfolg. Sie stellt dar, wie Feedback gestaltet werden muss, um die Lernenden zu motivieren und Lernprozesse nachhaltig zu unterstützen und gibt Beispiele aus der Praxis.
VORTRAG 6
„ICH SCHAFF' DAS NICHT“: LEHRERERWARTUNG UND LEISTUNGSEINSTELLUNG BEI SCHÜLERN
Dr. Mohini Lokhande
Stellvertretende Leiterin des Bereichs Forschung beim Sachverständigenrat für Integration und Migration, Berlin
„Das schaffe ich eh nicht.“ „Mir wird hier ja sowieso nichts zugetraut.“ Welche Lehrerin, welcher Lehrer hat solche resignierten Sätze aus dem Munde mancher Schülerinnen und Schüler noch nicht gehört? Sie sind eine ernstzunehmende Bedrohung für die Leistungsentwicklung, untergraben die Motivation zu lernen und führen dazu, dass Lernende schneller aufgeben. Doch wie entstehen solche hinderlichen Leistungsüberzeugungen und wie können Lehrkräfte sie auflösen? Ausgehend von sozialpsychologischen Ansätzen setzt sich Dr. Mohini Lokhande in ihrem Vortrag mit dem Zusammenhang von Lehrererwartung und Leistung von Schülerinnen und Schülern auseinander. Sie erklärt, wie Lehrkräfte Leistungsüberzeugungen beeinflussen können und stellt konkrete Handlungsstrategien für den Unterricht vor.
Digital netzwerken: Miteinander diskutieren, voneinander lernen oder gemeinsam Ideen austauschen. In den Pausen haben Sie die viele Möglichkeit, sich zu vernetzen. Treffen Sie sich in der Lobby, nehmen Sie über die Chatfunktion Kontakt auf oder knüpfen Sie neue Kontakte über das Netzwerk-Karussell. Oder Sie unternehmen einen Waldspaziergang und atmen einfach mal durch.
HALTUNG IST EINE ENTSCHEIDUNG
Severin von Hoensbroech
Psychologe, Regisseur, Schauspieler, Lehrbeauftragter an der WHU – Otto Beisheim School of Management und Trainer, Kerpen
Eine gute Lernkultur entsteht nicht zuletzt durch eine wertschätzende, ressourcenorientierte, motivierende Grundhaltung der Lehrenden. Soweit so gut. Aber wie wirke ich eigentlich? Vermittle ich meinen Schülerinnen und Schülern, dass ich sie ernst nehme und wertschätze? Oder steht – möglicherweise unbewusst – meine Körpersprache für etwas ganz anderes? Es ist immer wieder überraschend, wie viel bereits kommuniziert wird, bevor das erste Wort gesprochen ist, sagt Severin von Hoensbroech. Er verrät, worauf es bei einem wertschätzenden Auftreten ankommt und warum Haltung eine Entscheidung ist.
Hier geht's zum Programm des zweiten Tages.