VORBILD – VORBILDLICHE HALTUNG?
Marco Maurer
Autor, Reporter und Journalist, Hamburg
Sebastian Schmidt
Lehrer an der Inge-Aicher-Scholl Realschule, Neu-Ulm Pfuhl
Trang Schwenke-Lam
Geschäftsführerin von Schotstek, Hamburg
Müssen wir unsere Einstellung zum Thema Bildungserfolg hinterfragen? Welche Faktoren entscheiden wirklich darüber, ob Jugendliche erfolgreich sind? Und mit welcher Haltung wollen wir die junge Generation auf die Zukunft vorbereiten? Mit dem Journalisten Marco Maurer, dem Lehrer Sebastian Schmidt und der Bildungsforscherin Trang Schwenke-Lam sprechen wir über Lernerfolg, Leistungsbereitschaft, Vorbilder und darüber, ob Bildung eine Haltungsfrage ist.
Digital netzwerken: Miteinander diskutieren, voneinander lernen oder gemeinsam Ideen austauschen. In den Pausen haben Sie die viele Möglichkeit, sich zu vernetzen. Treffen Sie sich in der Lobby, nehmen Sie über die Chatfunktion Kontakt auf oder knüpfen Sie neue Kontakte über das Netzwerk-Karussell.
PRAXISFORUM 1
KREATIV UNTERRICHTEN - MIT EINEM NEUEN ROLLENBILD
Ingrid Gündisch
Dipl. Regisseurin und Dozentin, Hamburg
Lernerfolg hängt von vielen Faktoren ab – auch davon, welche Rolle die Lehrenden gegenüber ihren Schülerinnen und Schülern einnehmen. Trainerin Ingrid Gündisch schlägt eine Haltung vor, die von Mut zur Kreativität und zu neuen Methoden geprägt ist. Im Praxisforum erhalten die Teilnehmenden Anregungen, wie sie sich durch kreative Lernmethoden selbst zurücknehmen und den Jugendlichen mehr Raum für ihren Lernprozess geben können. Unterrichtsmethoden, die auf Kreativität fußen, verändern die Lehrerrolle, führen zu einer neuen Lernkultur und machen den Unterricht spannender und tiefgründiger. Kreatives Unterrichten eignet sich für alle Schülerinnen und Schüler, schafft aber auch Nischen für die Leistungsstarken.
PRAXISFORUM 2
LERNKULTUR: NEUE HALTUNG - NEUE HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
Heike Hofmann
Kommunikationstrainerin körper&sprache, Köln
Eine gute Lernkultur ist entscheidend für erfolgreichen Kompetenzerwerb. Schülerinnen und Schüler brauchen eine Umgebung, die sie herausfordert, in der sie aus Fehlern lernen können, in der sie Unterstützung finden und Vertrauen genießen. Wie lässt sich eine solche Lernkultur entwickeln, angesichts heterogener Klassen sowie Motivations- und Leistungsproblemen bei Schülerinnen und Schülern? Veränderungen werden durch verändertes Verhalten möglich – eine Verhaltensänderung wiederum nur durch eine Haltungsänderung. Welche Haltung befördert diese gewünschte Lernkultur? Wie kann ich persönlich diese Absicht umsetzen? Heike Hofmann stellt im Praxisforum vor, wie dies mit ausgewählten Instrumenten des Zürcher Ressourcen Modells® gelingen kann. Die Teilnehmenden lernen, wie sie unbewusste Kräfte mobilisieren können, um die eigene Haltung im Sinne der intendierten Lernkultur zu gestalten.
PRAXISFORUM 3
HALTUNG ENTWICKELN!
Matthias Bartscher
Dipl. Pädagoge, Geschäftsführer der Elternschule im Jugendamt Hamm und freier Trainer
„Haltung entwickeln!“ ist für Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung: Mit welcher Haltung gehen sie zur Schule? Welche Haltung hilft ihnen, Lernmotivation zu entwickeln oder Krisen zu überwinden? Vor vergleichbaren Herausforderungen stehen Lehrkräfte und andere schulische Akteure: Mit welcher Haltung begegnen sie den Jugendlichen, wie gehen sie mit nicht motivierten Schülerinnen und Schülern oder Eltern um? Eine professionelle Haltung ist die Grundlage erfolgreicher Kommunikation. Aber nicht immer ist das, was wir theoretisch wissen, in der Praxis leicht umzusetzen. Wie Unterrichtende sich mit ihrer Haltung auseinandersetzen und sie weiterentwickeln können, macht Matthias Bartscher im Praxisforum vor. Es werden praktische Situationen aufgegriffen und herausgearbeitet, welche Haltungs-Aspekte in welcher Situation besonders hilfreich sind.
PRAXISFORUM 4
ERFOLGSFAKTOR RESILIENZ
Simone Kriebs
Diplom Pädagogin und Resilienztrainerin, Herne
Manche Jugendliche sind trotz schwieriger Bedingungen erfolgreich in der Schule: Sie sind resilient. Resilienz meint die psychische Widerstandsfähigkeit, die unerlässlich ist, um schwierige Situationen und Herausforderungen im Leben bewältigen zu können. Resilienz setzt sich unter anderem aus den Aspekten Optimismus und Fehlerfreundlichkeit, Lösungsorientierung, persönliche Verantwortungsübernahme, Selbstwirksamkeit und soziale Kompetenzen zusammen. Auch für die Lehrenden selbst ist Resilienz eine wichtige Kompetenz, die dabei hilft, gelassener mit schwierigen Prozessen umzugehen. Der Schlüssel dafür liegt in jedem Menschen selbst. Pädagogen, die Jugendlichen diese Werte vorleben, unterstützen sie in einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung – und vermitteln ihnen grundlegende Ressourcen für ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben. Mit neurobiologischem Hintergrundwissen und praktischen Übungen unterstützt das Praxisforum von Simone Kriebs die Teilnehmenden in der Entwicklung ihrer Resilienz und bietet ihnen Ideen und Anregungen für die Resilienzförderung von jungen Menschen.
PRAXISFORUM 5
Im Gespräch mit erfolgreichen Schulen: Schülerinnen und Schüler mit einer professionellen Haltung begleiten – wie machen das die anderen? In diesem Intensiv-Forum lüften fünf Schulexpertinnen und -experten ihre Geheimnisse und stellen jeweils einen erfolgreichen Ansatz ihrer Arbeit vor. Anschließend kommen Sie in einem Exklusiv-Labor ins Gespräch.
(1) SCHULPROGRAMM VERANTWORTUNG
Anke Bachmann
Leiterin der Evangelischen Schule Neuruppin
Dr. Bettina Labahn
Stellvertretende Leiterin der Evangelischen Schule Neuruppin
Zu den Leitlinien der Evangelischen Schule Neuruppin für erfolgreiches Lernen gehört, Wertschätzung zu leben, die ganze Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler in den Blick zu nehmen und den Jugendlichen Verantwortung zu übertragen: In der Evangelischen Schule übernehmen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel an zwei Tagen im Jahr unter dem Motto „Schüler machen Schule“ alle Aufgaben in der Schule, vom Unterrichten bis zu Hausmeistertätigkeiten. Zu verschiedenen Gelegenheiten, zum Beispiel im Vertretungsunterricht, kehren einige der „Lehrer-Schüler“ in „ihre“ Klassen zurück, um sie zu unterrichten. „Die Schüler sehen, dass wir ihnen viel zutrauen. Uns ist wichtig, mit den Schülern auf Augenhöhe, in einem sehr respektvollen Rahmen zu kommunizieren“, sagt Anke Bachmann. Diese Haltung zahlt sich aus: Die Schule hat nicht nur doppelt so viele Bewerber wie Plätze; auch die Abitur-Ergebnisse liegen über dem Landesdurchschnitt.
(2) LEHRERPERSÖNLICHKEIT - AUF DIE HALTUNG KOMMT ES AN
Heidemarie Brosche
Autorin und ehem. Lehrerin an einer Grund- und Mittelschule in einem Augsburger Brennpunkt
Welche Persönlichkeit macht einen guten Lehrer, eine gute Lehrerin aus? Und was hat das mit Haltung zu tun? Ihre langjährige Erfahrung als Lehrerin an Schulen in einem Augsburger Brennpunkt hat Heidemarie Brosche in ihre Buchreihe „Der kleine Lehrerflüsterer“ einfließen lassen. In der Ausgabe „Lehrerpersönlichkeiten“ steht das Thema „Haltung“ im Mittelpunkt. Respekt und Wertschätzung, Stärkenorientierung, Innovationsbereitschaft, Selbstreflexion, professionelle Distanz und eine überraschungsoffene Grundhaltung sind wichtige Facetten von innerer Haltung. Vor allem aber, so Heidemarie Brosche, komme es darauf an, bereit zu sein, auch einmal die Perspektive zu wechseln und die eigene Haltung kritisch zu überprüfen.
(3) RESILIENZ ALS MOTOR FÜR SCHULERERFOLG
Helmut Hochschild
Langjähriger Schulleiter, Schulrat, Lehrerausbilder, ehem. Interimsschulleiter der Rütli-Schule und Podcaster, Berlin
Warum sind manche Jugendliche trotz schwieriger Startbedingungen in der Schule erfolgreich? Und wie können Schulen zu einer höheren Resilienz von benachteiligten Schülerinnen und Schülern beitragen? „Wenn ich verstehe, warum ich lerne, was ich lerne und meinen eigenen Einfluss auf das Lernen einschätzen kann – dann bin ich resilient“, beschreibt Helmut Hochschild die Faktoren für den Schulerfolg von benachteiligten Schülern. Die persönlichen Voraussetzungen für Resilienz können durch die Umwelt gestärkt werden, zum Beispiel durch ein positives Schul- und Unterrichtsklima, so der ehemalige Interimsleiter der Berliner Rütli-Schule. Dazu gehört wertschätzende Kommunikation, vertrauensvolle Beziehungen, Anregung von Selbstwirksamkeit oder auch Ermöglichung von Partizipation.
(4) REQUEST TO RETEST: EIN NEUES MINDSET VON SCHULE
Jan-Martin Klinge
Abteilungsleiter der Gesamtschule Auf dem Schießberg, Autor und Blogger, Siegen
Rasmus hat den letzten Physiktest nicht bestanden. Gibt es noch eine zweite Chance für ihn? Wenn es nach dem Konzept „Request to Retest“ geht, lautet die Antwort: Ja. Bei „Request to Retest“ kann sich ein Schüler oder eine Schülerin nach erfolgloser Prüfung dieser erneut stellen, wenn er seinen Lernfortschritt dokumentiert. Hinter der Idee der zweiten Chance, sagt Jan-Martin Klinge, steckt mehr als ein Konzept. Es geht um eine neue Vision von Schule, Lernen und Erziehung. Um die Frage, wohin Schule sich entwickeln soll. Und um eine neue Haltung und die Bereitschaft, aus eingefahrenen Strukturen und Perspektiven auszubrechen.
(5) LACHEND LEISTUNG LIEBEN LERNEN
Frank Wagner, Schulleiter der Gebrüder-Grimm-Schule Hamm
Viele Schüler mit Migrationshintergrund, schlechte Ausstattung, räumliche Enge: Die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm hat mit den gleichen Baustellen zu kämpfen wie viele Brennpunktschulen in Deutschland. Was sie von den anderen unterscheidet, ist ihr erfolgreiches Lernkonzept und ihre pädagogische Haltung. „Probleme nicht als Probleme, sondern als Herausforderung zu sehen“, gehört dazu. Das Schulmotto „Lachend Leistung lieben lernen“ möchte anleiten zu Eigenverantwortung, Wertschätzung, Förderung respektvollen Handelns, positivem Feedback. Konkret heißt das: neue Unterrichtsformate, Zielvereinbarungen, multiprofessionelle Teams, Talente fokussieren, Pausenbesprechungen, Lobbriefe, Motivationskärtchen, Einbeziehung der Eltern. 2019 erhielt die Schule den Deutschen Schulpreis. „Was hier ausgezeichnet wurde, ist weniger ein Konzept – es ist eine Haltung“, schrieb DIE ZEIT über die Gebrüder-Grimm-Schule.
PRAXISFORUM 6
BEZIEHUNGEN: SCHLÜSSEL FÜR ERFOLGREICHE BILDUNG
Wolfgang Vogelsaenger
Themenleitung „Beziehungen“ Deutsche Schulakademie, Berlin
Was hat Lernerfolg mit Empathie, Sicherheit oder Feinfühligkeit zu tun? In guten pädagogischen Beziehungen fühlen sich Schülerinnen und Schüler angenommen und wertgeschätzt. Ihnen wird ermöglicht, Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen. Eine von Akzeptanz, Vertrauen und Herausforderung geprägte Haltung schafft eine Umgebung für gutes Lernen und ist Ausgangspunkt für die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen. Im Praxisforum stellt Wolfgang Vogelsaenger vor, wie Beziehungen an schulischen oder außerschulischen Lernorten gelingen können. Die Teilnehmenden erfahren, wie auf der strukturellen und auf der persönlichen Ebene die Voraussetzungen dafür geschaffen werden können, um erfolgreich Beziehungen zu gestalten und zu professionalisieren.
PRAXISFORUM 7
PRÄSENZ & WIRKUNG: MIT KÖRPERHALTUNG LEHREN UND LERNEN BEEINFLUSSEN
Frank Jäger
Kommunikationstrainer, Coach und Theaterpädagoge, Düsseldorf
Vielen ist nicht bewusst, welche Wirkung sie mit ihrer Körpersprache erzielen. Dabei hängt die Vermittlung von Lerninhalten zu einem erheblichen Teil von nonverbaler Kommunikation ab. Körpersprache wirkt sich auf die Anschaulichkeit des Unterrichts ebenso aus wie auf Aufmerksamkeit und Interesse der Schülerinnen und Schüler. Das Nonverbale beeinflusst maßgeblich die Glaubwürdigkeit des Gesagten und das Verhalten der Lernenden. Die innere Haltung drückt sich auch in der Körperhaltung aus – und dies wird unbewusst wahrgenommen. Das Praxisforum entspricht inhaltlich Vortrag 7 vom Vormittag. Im Praxisforum lernen die Teilnehmenden darüber hinaus durch erlebnisorientierte Methoden ihre persönliche Körpersprache spielerisch kennen und bewusster zu nutzen. Dabei bekommen sie Tipps, wie sie ihre nonverbale Kommunikation gezielt variieren können und erweitern ihre Handlungsspielräume für die eigene Praxis.
Hat es Ihnen gefallen? Haben Sie interessante Informationen erhalten oder konnten neue Kontakte knüpfen? Lassen Sie es uns wissen und nehmen an der Umfrage teil.
WIE MAN WERDEN KANN, WER MAN IST. ANSATZPUNKTE UND WEGE ZUR SELBSTBILDUNG
Seniorprof. Dr. Dr. h.c. Rolf Arnold
Seniorprofessor für Pädagogik an der TU Kaiserslautern
Wir alle sind in unseren Urteilen und Handlungen davon bestimmt, welche Denkmuster in uns angelegt sind. Dazu gehören auch innere Offenheit, Flexibilität und Gelassenheit im Umgang mit anderen. Wie gelingt es uns, im Gegenüber dessen Potenziale und nicht die Bestätigung der eigenen Erfahrungen und Befürchtungen zu suchen? Mit welchem Mindset können wir Jugendlichen bei der Entfaltung ihrer Persönlichkeit und ihrer Talente helfen? Rolf Arnold spricht im Abschlussvortrag darüber, wie wir mit einer professionellen, wertschätzenden Haltung junge Menschen darin unterstützen können, zu werden, wer sie sein können.
Verabschiedung und Ende der Tagung.
Hier geht's zum Programm des ersten Tages.