„Für größere Projekte muss man im Team zusammenarbeiten“
Im Interview / Luca Mahncke, ehemaliger Teilnehmer der GamesTalente-Akademie
Luca Mahncke war im Jahr 2020 Teilnehmer der GamesTalente-Akademie – und gründete im Anschluss mit anderen ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Styxcon, ein eigenes Entwicklerstudio. Der 19-jährige gebürtige Hannoveraner absolviert nach seinem Abitur seit September einen Bundesfreiwilligendienst. Wenn er sich mal nicht um seine Spieleschmiede kümmert, treibt Mahncke gern Sport, spielt Schlagzeug und natürlich Computerspiele – am liebsten Open World Games, bei denen man auf eigene Faust riesige Spielwelten erkunden kann.
Abitur, Corona, GamesTalente-Teilnahme – in den vergangenen zwei Jahren war ganz schön was los bei Ihnen, oder?
Luca Mahncke: Die Coronazeit war für mich gar nicht so schlimm, weil ich mich viel mehr auf meine Sachen konzentrieren konnte und weniger auf die Schule. Seine Freunde nicht sehen zu können ist natürlich blöd. Aber ich konnte Zeit in die Dinge stecken, die mir Spaß machen. Das Abitur war aber trotzdem viel Arbeit, auch weil wir in der 13. Klasse noch eine Facharbeit schreiben mussten.
Sind Sie eher der naturwissenschaftliche Typ?
Luca Mahncke: (lacht) Nein, ich hatte nur Laberfächer – Geschichte, Politik, Deutsch, Wirtschaft. In Mathe bin ich nicht so bewandert wie in den Fächern, in denen Texte im Mittelpunkt stehen.
War das auch der Grund, warum Sie bei GamesTalente mitgemacht hast? Ging es Ihnen eher um das Erzählen von Geschichten als ums Programmieren und Coden?
Luca Mahncke: Ganz genau! Ich habe für meine Bewerbung ein Storyboard mit 77 Seiten geschrieben – eigentlich viel zu lang, weil es maximal drei Seiten sein sollten.
Sind Spiele auch ein großer Bestandteil Ihres Alltags?
Luca Mahncke: Auf jeden Fall. Ich habe mit zwölf Jahren meinen ersten PC bekommen, und da war es direkt um mich geschehen. Ständig bin ich in neuen Welten unterwegs. Übrigens sind meine Eltern auch richtige Gamer. Ich konnte also quasi seit meiner Geburt dabei zuschauen, wie sie versuchten, in verschiedenen Spielen immer neue Highscores zu erreichen.
Und wurden Ihre hohen Erwartungen an die GamesTalente erfüllt?
Luca Mahncke: Es war anders, als ich ursprünglich erwartet hatte. Aber es hat trotzdem unglaublich viel Spaß gemacht. Neue Game-Ideen zu entwickeln, mit anderen zusammen – das hatte vorher noch niemand so richtig gemacht. Als die Woche vorbei war, hätte ich am liebsten weitergemacht, weil ich in sieben Tagen so viel gelernt habe wie in einem Jahr Schule.
Was haben Sie noch auf der Akademie gelernt?
Luca Mahncke: Ich habe sehr viel darüber gelernt, wie es ist, im Team zu arbeiten. Vorher habe ich lieber allein gearbeitet. GamesTalente hat mir aber gezeigt, dass man für größere Projekte als Team zusammenarbeiten muss – und dass es sehr viel effizienter sein kann, wenn jeder und jede die eigenen Stärken einbringt.
Und auf der Akademie entstand dann die Idee, ein eigenes Spielestudio zu gründen ?
Luca Mahncke: Nicht direkt. Viele Gruppen haben nach der Akademie gesagt, dass sie auf jeden Fall weitermachen möchten. Eine Woche ist ja auch sehr kurz. Weil aber die Gruppen recht klein waren und wir ohnehin noch einen zweiten Server hatten, haben wir gesagt: Lasst uns doch alle zusammen mal ein großes Projekt machen. Damit hat alles angefangen. Wir trafen uns jeden Sonntag und haben erst mal Ideen für ein Spiel gesammelt. Am Ende ist eine Kerngruppe von ungefähr 18 Leuten übrig geblieben, die gesagt haben: Okay, wir haben richtig Bock! Von da an war es nicht mehr GamesTalente, sondern unsere eigene Developer-Gruppe. Mittlerweile sind wir offiziell als Gewerbe angemeldet – darum habe ich mich gekümmert.
So etwas ist sicherlich nicht ganz einfach.
Luca Mahncke: Das war ein richtig großer Schritt, weil keiner von uns eine Ahnung hatte, wie das geht. Irgendwann fiel uns auf: Wenn wir Umsatz machen möchten, sollten wir auch offiziell angemeldet sein. Ich habe mich dann hingesetzt und angefangen, mich einzulesen. Viele haben mich bemitleidet, aber mein Berufswunsch war ohnehin schon immer, mich selbstständig zu machen. Das war also ein super Training. Aber natürlich gab es auch eine Menge Schwierigkeiten zwischendurch.
Zum Beispiel?
Luca Mahncke: Wir mussten unsere erste Game-Idee verwerfen, weil die viel zu riesig gedacht war. Wir wussten ja nicht, was mit so vielen Leuten möglich ist. Aber wir haben uns immer zusammengerauft.
Haben Sie aus dem Scheitern der ersten Spielidee auch positive Erfahrungen mitnehmen können?
Luca Mahncke: Wir haben auf jeden Fall von da an bei jeder Entscheidung gesagt: Leute, lasst uns klein denken, das Spiel soll nicht fancy, sondern fertig werden. Wir sind eine kleine Truppe von Entwicklerinnen und Entwicklern, viele von uns gehen noch zur Schule. Und viele Developer-Gruppen machen erst ein paar Spiele zusammen, um zu schauen, ob die Chemie passt. Außerdem haben wir gelernt, uns besser abzusprechen. Früher haben wir dem Programmierer zu viel aufgebürdet, heute kommunizieren wir besser. Und wir planen, uns alle gemeinsam an einem Ort zu treffen, um für ein paar Tage miteinander zu arbeiten.
Und mittlerweile haben Sie auch tatsächlich Ihr erstes Game veröffentlicht ...
Luca Mahncke: Wir haben uns und unsere Firma Styxcon schon bei mehreren Gelegenheiten vorstellen dürfen – und mittlerweile haben wir auf der Independent-Plattform itch.io unser erstes kleines Spiel herausgebracht. Die Kerntruppe ist immer noch da. Auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist, haben wir riesige Fortschritte gemacht!
Welche?
Luca Mahncke: Was wir alle voneinander lernen können, sind auf jeden Fall die sogenannten Soft Skills: miteinander kommunizieren, Verständnis zeigen – all die Dinge, die man nur in der Zusammenarbeit lernen kann. Außerdem bringen wir uns gegenseitig bestimmte Sachen bei. Eine unserer Zeichnerinnen hat uns beispielsweise in einem Workshop gezeigt, wie Zeichnen geht.