„Ziele stets im Blick behalten“
Im Portrait / Vier Schülerinnen und Schüler aus den Förderprogrammen von Bildung & Begabung
Cedric Heinrich, 17 Jahre, Humboldt-Gymnasium in Karlsruhe
Lena Libon, 18 Jahre, Michaeli-Gymnasium München
Christian Noaghiu, 17 Jahre, Oskar-von-Miller-Gymnasium München
Cliona Stewart, 14 Jahre, CJD Christophorusschule Rostock
Cedric, Cliona, Christian und Lena. Schön, dass ihr euch Zeit für dieses Interview Interview genommen habt. Wie hat sich Euer Unterricht durch Corona verändert?
Cedric Heinrich: Der reine Online- und spätere Hybridunterricht waren etwas komplett Neues. Bei uns hieß „hybrid“: Wir sind eine Woche zu Hause, eine Woche in der Schule. Jetzt sind wir wieder jede Woche in der Schule, und es ist schon alles sehr viel digitaler geworden. Die Lehrkräfte bringen zum Beispiel die Stundenpläne nicht mehr ausgedruckt mit, sondern sagen, dass sie in der Cloud liegen.
Cliona Stewart: Auch bei uns ist vieles digitaler geworden. Wir arbeiten mehr mit Tablets oder Laptops und haben die Lernplattform intensiver genutzt. Dadurch mussten wir eigenständiger arbeiten. Einige befürchteten, die Aufgaben so nicht bewältigen zu können. Aber diese Befürchtung hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Christian Noaghiu: Im ersten Lockdown haben wir per Mail vor allem Arbeitsaufträge zum selbstständigen Arbeiten bekommen. Unterricht per Video war eher selten. Im zweiten Lockdown hat sich das geändert. Da hatten wir in jedem Fach Videounterricht. Insgesamt nahm dadurch aber doch der persönliche Kontakt zu Lehrern und Mitschülern ab. Das war schon eine Umstellung.
Lena Libon: In den ersten Wochen war uns unklar, wie es weitergeht. Wir haben zunächst Arbeitsaufträge über eine Lernplattform bekommen, die wir schon vor Corona nutzten. Deswegen war es jetzt nicht wirklich anders. Außer, dass man die ganze Zeit zu Hause war, sich seine Arbeit selbst strukturieren musste. Kurz darauf gab es bei uns Videounterricht. Das war besser, weil man dann wieder einen strukturierten Tag hatte.
Wie konntest du mit diesen neuen Anforderungen umgehen?
Lena Libon: Am Anfang war das ungewohnt. Für mich war das ein Lernprozess. Ich bin auf jeden Fall verantwortungsbewusster geworden und habe auch gemerkt, wie wichtig es ist, strukturiert zu arbeiten. Außerdem ist soziale Interaktion megawichtig. Ich habe oft mit meinen Freundinnen und Freunden nach dem Unterricht noch videogechattet, um Arbeitsaufträge zu erledigen oder einfach nur über die Situation zu sprechen.
Cedric Heinrich: Zunächst waren wir alle unsicher, weil wir so eine Pandemie noch nie erlebt hatten. Ich war aber auch gespannt darauf, wie sich das Leben verändern würde, welche Tools jetzt zur Verfügung stehen, um sich zu organisieren. Das alles mal auszuprobieren, gefiel mir sehr. Insofern bot mir Corona eine gute Gelegenheit, neue Dinge auszutesten.
Cliona Stewart: In den ersten Tagen hatte ich etwas Schwierigkeiten, weil mir nicht klar war, wie man auf die Lernplattform kommt und dort arbeitet. Einmal zum Beispiel habe ich keine Aufgaben bekommen, weil ich nicht wusste, wo sie zu finden sind. Aber schon nach kurzer Zeit klappte alles einwandfrei, auch weil alles zentralisiert wurde.
Christian Noaghiu: Insgesamt bin ich mit der Situation ganz gut klargekommen – auch wenn es mir nicht immer leichtgefallen ist, mich zu motivieren, wenn man nur daheim ist. Ich musste mir die Zeit selbst einteilen, am Ball bleiben und hatte weniger Input von außen. Aber das hat sich nach einiger Zeit eingependelt.
Wie hast du dich in dieser Zeit persönlich weiterentwickelt?
Christian Noaghiu: Ich hatte viel mehr Zeit für mich, konnte mir meine Zeit selbst einteilen und meine Interessen besser entfalten. Zugleich konnte ich mir einige Fragen beantworten, zum Beispiel wo ich in der nächsten Zeit hinwill. Das hat mir gutgetan. Auf die Dauer geht das jetzt nicht, aber so war es mal okay.
Lena Libon: Auf jeden Fall wurde ich selbstständiger, auch was das Lernen anbelangt. Zudem bringe ich jetzt einigen Dingen mehr Wertschätzung entgegen. Früher zum Beispiel habe ich mich mit meinen Freundinnen und Freunden draußen getroffen und hielt das für nichts Besonderes. Heute weiß ich, dass das durchaus etwas Besonderes ist.
Cedric Heinrich: Zunächst hatten wir Aufgaben per Mail nach Hause bekommen. Dabei merkte ich, dass es wichtig ist, das Handy beim Bearbeiten von Aufgaben auszuschalten. Sonst wird man nur abgelenkt und bekommt nichts auf die Reihe. Es war gut und wichtig, hier Selbstdisziplin zu lernen.
Cliona Stewart: Ich bin eigenständiger geworden und habe noch mehr erkannt, wie hilfreich es ist, mit dem Lernen frühzeitig anzufangen und sich gut vorzubereiten.
Was hat dich motiviert, beim Lernen dranzubleiben – oder auch nicht?
Cliona Stewart: Offen gesagt, half mir eine gesunde Konkurrenz innerhalb der Klasse. Jeder hat versucht dranzubleiben, nicht abzufallen. Ich hatte den Ehrgeiz, das gut zu bewältigen und nicht komplett unterzugehen.
Lena Libon: Ich habe To-do-Listen und Tagespläne geschrieben, um meine persönlichen Ziele im Auge zu behalten und auch weiterhin einen strukturierten Tag zu haben. Ebenso hielt ich den Kontakt zu meinen Freunden, um gemeinsam zu lernen und uns gegenseitig zu motivieren. Am Anfang war alles etwas ungewohnt, weil man nicht wusste: Schreibt man jetzt noch Klausuren oder nicht? Das war etwas nervig, aber ich habe immer versucht, positiv zu bleiben.
Cedric Heinrich: Manche Lehrkräfte gaben den Schülerinnen und Schülern persönlich Feedback zu dem, was sie auf der Lernplattform hochgeladen haben. Das hat mich sehr motiviert. Demotivierend war, wenn die Lehrkräfte nicht verstanden, wie es uns Jugendlichen in dieser ganzen Zeit geht.
Christian Noaghiu: Mir hat zu Beginn die Struktur gefehlt. Auch ist die Arbeitsumgebung zu Hause nicht ideal, weil es hier auch mehr Ablenkungen gibt. Im zweiten Lockdown hat sich das durch den Videounterricht und den klaren Stundenplan gebessert. Da wusste man: Das ist die Aufgabe, und bis dann und dann muss sie erledigt sein. Das fand ich gut.
Welchen Stellenwert hat Medienkompetenz für dich?
Christian Noaghiu: Man muss sich unbedingt mit Computern auskennen. Zumindest grundlegend, wie etwa mit Schreibprogrammen. Oder wie man mit bestimmten Tools umgeht. Das ist überall, in Schule, Studium und Beruf essenziell – die Pandemie hat das besonders verdeutlicht.
Lena Libon: Digitale Medien sind enorm wichtig, weil sie vieles vereinfachen. Sei es jetzt oder auch später im Beruf für die internationale Zusammenarbeit. Und im Schulleben hat man einfach viel mehr Lernmethoden und Lernmöglichkeiten. In der Schule sollte aber auch auf die Risiken der Medien eingegangen werden, wie etwa Cyberbashing.
Cedric Heinrich: Medienkompetenz ist superwichtig. Die ganze Welt wird auf lange Sicht digital sein. Es ist daher notwendig, sich mit der Zukunftstechnologie auszukennen oder zumindest jetzt schon die Grundbausteine für morgen zu legen. Privat kann das Digitale das Analoge jedoch nie vollständig ersetzen. Mit Menschen, mit denen ich befreundet bin, kann ich mich zwar auch über einen Videoanruf treffen. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn ich sie persönlich sehe.
Cliona Stewart: Medienkompetenz ist unabdingbar, um später erfolgreich zu sein, weil die Digitalisierung einfach weiter voranschreitet. Jetzt hat man ja gesehen, wie wertvoll es ist, mit diesen Tools umgehen zu können.
Nach über einem Jahr mit Distanz- und Wechselunterricht: Hat sich deine Einstellung zu Schule und Lernen verändert?
Cliona Stewart: Ich schätze nun viel mehr den persönlichen Kontakt mit den Lehrern, mit der Klasse. Das Lernen in der Gemeinschaft ist für uns deutlich wertvoller geworden. Wir haben das in der Corona-Zeit wirklich vermisst. Ich habe viel größere Freude am Lernen, wenn die Person, die einem etwas beibringt, direkt vor mir steht. Dann verstehe ich die Sachen besser.
Lena Libon: Mir ist noch mal bewusst geworden, wie bedeutsam Medienkompetenz sowie selbstständiges und verantwortungsvolles Lernen ist.
Christian Noaghiu: Das hat auf jeden Fall meine Haltung verändert. Jetzt weiß ich den Präsenzunterricht viel mehr zu schätzen. Ich sehe auch deutlicher die Vorteile des persönlichen Kontakts, etwa bei Diskussionen im Unterricht. Das bringt mir mehr und motiviert mich auch, mehr für die Schule zu machen.
Cedric Heinrich: Sie hat sich ein wenig verändert. Ich habe schon immer hoch geschätzt, dass wir alle in Deutschland das Privileg haben, kostenfrei in die Schule gehen zu dürfen und sogar das Recht darauf haben. Durch Corona ist mir das noch mal klar geworden. Und wie schön es ist, morgens in der Aula der Schule zu stehen und Menschen leibhaftig zu sehen.
Von 0 bis 10: Welchen Stellenwert hat Bildung für dich? Und warum ist das so?
Cedric Heinrich: Ganz klar 10. Bildung ist das Fundament für die Zukunft eines jeden Menschen, für alles Zwischenmenschliche, für die Ausbildung, den Beruf. Eigentlich für alles. Und deswegen ist Bildung etwas sehr Fundamentales. Daher die 10.
Christian Noaghiu: Glasklar die 10. Bildung gibt mir die Möglichkeit, mich zu verwirklichen, herauszufinden, was ich will, wo ich hinwill, woran ich arbeiten muss, worin ich mich vertiefen kann. Ich finde den Zugang zu Bildung enorm wichtig. Vor allem zu guter Bildung.
Cliona Stewart: Auf jeden Fall 9 bis 10. Ich würde jetzt nur Gesundheit und Familie höher ansetzen. Bildung ist halt die wichtigste Grundlage für das spätere Leben, die man haben kann.
Lena Libon: Eindeutig die 10. Von Bildung hängt ab, ob man in der Welt etwas bewirken, sie nach seinen Vorstellungen verändern oder verbessern kann. Bildung heißt aber auch, dass man viel Neues lernt. Zudem lernt man Menschen kennen mit gleichen oder unterschiedlichen Interessen. Das finde ich ungemein spannend.
Was bedeutet für dich Lernen?
Lena Libon: Ich habe viel Lust und Spaß daran, Neues zu lernen. Besonders dann, wenn ich fächerübergreifend Zusammenhänge entdecke. Wenn ich zum Beispiel eine neue Formel in Mathe lerne, ist die nicht leer, sondern auch woanders verwendbar. Lernen ist sinnvoll, weil man es auch außerhalb der Schule braucht und anwenden kann.
Christian Noaghiu: Lernen ist eine Anstrengung, die sich auszahlt und Freude bringt. Denn am Ende steht: Ich habe etwas geleistet, und das gibt mir wieder etwas zurück. Es gibt Dinge, die lerne ich sehr gerne. Die machen mir Spaß und interessieren mich auch. Auf andere Inhalte trifft das eher weniger zu, dazu gehört das Auswendiglernen. Aber da muss man dann halt mal durch.
Cedric Heinrich: Wir Menschen lernen überall. Bei jeder Sache, die wir machen: ob wir uns unterhalten, einen Fehler machen oder nur zuhören. Mit dem stupiden Auswendiglernen jedoch konnte auch ich mich noch nie anfreunden. Dennoch mache ich das, wo es notwendig ist. Denn Schularbeit ist zu einem Drittel Reproduktion. Für das Lernen generell braucht es viel Selbstdisziplin.
Cliona Stewart: Das hängt davon ab. Ich war zum Beispiel im Chemieunterricht vom Periodensystem fasziniert, wie die Elemente zusammenhängen. Wenn man das so aufnehmen kann und verstanden hat, muss man gar nicht oder nicht viel lernen und hat für einen Test die besten Voraussetzungen. Anders ist es, wenn man nichts versteht oder gezwungen wird, Informationen aufzunehmen.
Was müsste passieren, damit sich deine Einstellung ändert?
Cliona Stewart: Aktuell sehe ich keine Gründe, warum sich meine Einstellung ändern sollte.
Lena Libon: Da könnte fast alles passieren, und meine Einstellung würde bleiben. Natürlich ist Erfolg gut und motivierend, zum Glück aber durch die eigene Leistungsbereitschaft beeinflussbar.
Christian Noaghiu: Wenn ich das Ziel und den Sinn des Lernens nicht mehr sehen würde, würde ich weniger lernen. Glaube ich.
Cedric Heinrich: Die Tatsache, dass Lernen wichtig ist, und die Art und Weise, wie ich lerne, ist eine Grundüberzeugung, die steht.
Was sind aus deiner Sicht wichtige Voraussetzungen, um in der Schule erfolgreich zu sein?
Cedric Heinrich: Auf jeden Fall Selbstdisziplin. Auch bei Fächern, die man nicht so mag. Natürlich kommt es ebenso auf die Lehrkräfte an. Die sagen zwar, es komme auf das Fach, nicht auf den Lehrenden an. Das sehe ich anders, weil ich es schon anders erlebt habe. Und klar, auch die Eltern haben Einfluss. Ob sie entspannter sind oder Druck ausüben, macht was mit einem – und auch, ob sie die finanziellen und zeitlichen Mittel haben, einen zu unterstützen.
Cliona Stewart: Man braucht den Willen und die Motivation, etwas zu lernen. Ebenso die Offenheit, neue Informationen aufzunehmen. Um sehr gute Leistungen zu bringen, sind ein stabiles Zuhause und ein funktionierender Schulbetrieb notwendig. Wenn man dazu bereit ist, kann man aber immer Leistungen bringen.
Lena Libon: Man muss seine Ziele stets im Blick behalten. Auch strukturiertes Arbeiten ist hilfreich. Das Wichtigste ist, dass man keine Angst hat, Fragen zu stellen – zum Beispiel den Lehrer, die Mitschüler, Bekannte oder in Lerngruppen. Etwas nicht zu verstehen, ist etwas ganz Normales.
Christian Noaghiu: Die Schule kann man gut durch Arbeit und Fleiß schaffen. Man muss aber eben Arbeit reinstecken oder ein gewisses Talent haben. Das ist vermutlich der zentrale Punkt. Ebenso kommt es auf eine gute Umgebung in der Schule, ein harmonisches Miteinander von Lehrern und Schülern an. Lehrer sollten Feedback geben, genügend fordern und Ziele vorgeben.
Wie gehst du damit um, wenn du in der Schule einen Misserfolg hast?
Christian Noaghiu: Ich war mal mit Noten unzufrieden. Das war kein Drama, aber ein Anreiz, mich zu verbessern. Letztlich haben dann auch Noten, mit denen ich nicht zufrieden bin, etwas Gutes.
Cliona Stewart: Ich ärgere mich ein bis zwei Tage. Aber dann reizt es mich erst recht, besser zu werden. Denn ich möchte nicht schlechte, sondern gute Leistung zeigen.
Cedric Heinrich: Kein Mensch ist unfehlbar, und Fehler passieren. Verhaue ich eine Physikarbeit, dann ist das so. Man soll sich aber dafür nicht selbst fertigmachen. Das hat keinen Sinn und würde die nächste Arbeit beeinflussen. Misserfolge bringen einen auch weiter, weil ich dann für die nächste Arbeit eine andere Lernstrategie verfolge.
Lena Libon: Anfangs ist man traurig. Ich versuche dann, mich nicht unterkriegen zu lassen. Entscheidend ist, dass man sich der Ursache seines Fehlers bewusst wird. Hatte ich einen schlechten
Tag oder eine Wissenslücke? Und wenn es eine Wissenslücke ist, schließe ich diese, um nächstes Mal diesen Fehler nicht noch mal zu machen.
Welche Talente hast du?
Cliona Stewart: Ich spiele seit neun Jahren Klavier und habe mit Querflöte mehrmals erfolgreich an „Jugend musiziert“ teilgenommen. Außerdem singe ich im Choralchor der St. Johannis Kantorei Rostock. Mir bedeutet Musik sehr viel, hier kann ich aufatmen.
Cedric Heinrich: Ich bekomme von anderen gesagt, dass ich sehr gut organisieren kann und hilfsbereit bin. Das empfinde ich auch so.
Christian Noaghiu: Ich kann gut logisch und analytisch denken. Davon profitiere ich vor allem in Mathematik, es hilft mir aber auch sehr in anderen Schulfächern.
Lena Libon: Ich liebe es, Probleme zu lösen. Daher liegen mir Naturwissenschaften und Mathe. Wenn ich ein Problem sehe, bin ich ausdauernd und versuche, es auf jeden Fall zu lösen. Insbesondere in Mathe, Physik, Informatik. Das kann ich aber privat gut anwenden.
Hältst du Talent für etwas, das man hat oder nicht hat, oder sind Talente entwicklungsfähig?
Lena Libon: Talente sind eindeutig entwicklungsfähig. Man muss nur Interesse und Motivation mitbringen. Wenn man dann bereit ist, Zeit zu investieren, kann man sich weiterentwickeln, über sich hinauswachsen, neue Herausforderungen suchen. Eine solche Herausforderung war zum Beispiel „Jugend trainiert Mathematik“, wo man ständig über sich hinauswächst. Natürlich spielt das Umfeld, wie etwa Eltern, eine Rolle. Je jünger man ist, desto mehr. Aber bei mir kam alles aus mir selbst. Meine Eltern schreiben mir nichts vor. Sie unterstützen mich. Egal, was ich mache.
Cliona Stewart: Talente und Begabung müssen schon ein bisschen vorhanden sein, um sie dann weiterentwickeln zu können. Es gibt sicher Menschen, die begabt sind, das aber nicht wissen.
Deswegen finde ich auch den Bundeswettbewerb Fremdsprachen so gut, der Sprachtalente entdeckt.
Cedric Heinrich: Ich glaube, dass jeder Mensch mindestens eine Sache hat, für die diese Person richtig brennt. Und alle weiteren Sachen kann man sich selbst beibringen. Aber man wird nie so gut darin sein, wie die, die dafür brennen. Talent kann man zwar entwickeln, aber Menschen mit bestimmten Anlagen können dann diese Sachen besser. Wie zum Beispiel Naturwissenschaften. Das hilft dann auch in der Schule. Außerdem gibt es Talente, die in der Schule nicht gefragt sind.
Christian Noaghiu: Talente formen sich in jungen Jahren. Ob sie angeboren sind oder nicht, weiß ich nicht. Es kommt aber darauf an, dass man sie in der Kindheit entdeckt und fördert. So war es zumindest bei mir – meine Familie und meine Schule haben mich dabei immer unterstützt. Ob man sich Talente nachträglich noch im selben Maß aneignen kann, kann ich nicht sagen.
Bildung & Begabung macht Jugendlichen unterschiedliche Angebote, damit sie außerhalb der Schule ihre Stärken eigenständig entfalten und einsetzen können. Du hast ein solches Angebot wahrgenommen. Wie finden deine Mitschüler, dass du das gemacht hast?
Cedric Heinrich: Ich war bei der TalentAkademie und davon so begeistert, dass ich die Akademie anschließend in der Klasse vorgestellt habe. Die Resonanz war ausgesprochen positiv. Die Klasse fand toll, was ich dort gemacht und gelernt habe.
Cliona Stewart: Als wir von unserem Sieg beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen erzählten, haben sich alle gefreut. Da war die ganze Klasse stolz auf uns und zollte uns große Anerkennung.
Christian Noaghiu: In unserer Schule gelte ich als der, der Mathe kann. Ich bekomme positive Resonanz, wenn ich bei einem Wettbewerb einen Preis gewonnen habe. Das wird sehr bewundert und anerkannt, wofür ich wirklich dankbar bin.
Lena Libon: Die meisten sind sehr neugierig. Wir reden alle über unsere Interessen und tauschen uns aus. Alle wollen wissen, was ich genau bei den Mathe-Wettbewerben gemacht habe, und finden das beachtlich.
Wenn du an einen Menschen denkst, der dich besonders unterstützt, erfolgreich zu sein: Welche Persönlichkeit zeichnet ihn oder sie aus?
Christian Noaghiu: Es ist eine Persönlichkeit, die ich sehr bewundere und als Anreiz betrachte, mich selbst in meiner Haltung weiterzuentwickeln. In diesem Menschen sehe ich unfassbar wichtige Werte wie Ehrgeiz, Willenskraft und Durchhaltevermögen. Er zieht durch, was er sich vornimmt, hat eine klare Vorstellung davon, was er will. Dazu kommen Sympathie und Humor – das alles zusammen ist mir ein großes Vorbild.
Lena Libon: Entscheidend ist die Haltung. Auf sie kommt es am Ende an, was man ist und wie motiviert man ist. Wer mich zum Beispiel sehr geprägt hat, ist Lisa Sauermann, die gefühlt alle Mathe-Wettbewerbe gewonnen hat. Das war für mich die Person, bei der ich dachte: Wow, die hat es wirklich geschafft.
Cedric Heinrich: Vorbilder habe ich keine. Andere haben mir aber schon gesagt, dass ich ihr Vorbild bin. Das ist eine komische Vorstellung, weil ich selbst kein Vorbild habe. Einerseits ist das schön, andererseits übt es auch Druck aus. Denn wenn ich einen Fehltritt habe: Was macht das dann mit der Person, die mich zum Vorbild hat?
Cliona Stewart: Diese Person hat auf jeden Fall die Fähigkeit, mich zu unterstützen, weiterzubringen, anzutreiben. Zudem schätze ich die Offenheit, mir zu sagen, dass ich etwas falsch oder gut gemacht habe. Ich brauche die Power von außen, dass es weitergeht, wenn ich das zunächst nicht möchte, und dann gesagt wird: Komm, am Ende wirst du dich total gut fühlen, und am Ende kommt etwas Sinnvolles raus. Da ist dann jemand, der mich unterstützt und sagt: Du bist toll. Du schaffst das.